Plötzlich Bridezilla oder: Hilfe, ich heirate!

Wie plant man eine Hochzeit, ohne durchzudrehen? + Interview: Der perfekte Sonntag mit Winzerin Juliane Eller

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen.

Diese Woche geht es hier um:

  • Wie plant man eine Hochzeit, ohne völlig durchzudrehen? Ein persönlicher Text

  • Smalltalk-Repertoire: Kanye West isst Döner in Berlin und alle flippen aus

  • Interview: Der perfekte Sonntag mit Winzerin Juliane Eller

Viel Spaß beim Lesen. Und vergesst nicht, den Newsletter an alle weiterzuleiten, die sich auch für die Themen interessieren könnten. Sharing is caring 🙂 ❤️

Brief von Julia

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Liebe Leser:innen!

Aktuell wird mein emanzipiertes Ich vor völlig neue Herausforderungen gestellt: Ich plane eine Hochzeit.

Und mit ich meine ich, denn zu meiner eigenen Überraschung habe ich in nullkommanix die komplette Hochzeitsplanung an mich gerissen, ganz nach der uralten heteronormativen Dynamik „Frau organisiert, Mann nickt ab“.

Und das, obwohl ich im Alltag mit meinem VERLOBTEN über so ziemlich jedes Thema von Haushalt bis Fernsehprogramm eine feministische Grundsatzdebatte führe… (“wieso muss ich immer die Whatsapp-Kommunikation mit der Putzfrau übernehmen, immer bleibt der ganze Mental Load an mir hängen, genau DAS ist das Problem, warum Männer und Frauen in unserer Gesellschaft immer noch nicht komplett gleichgestellt sind!!”)

Jedenfalls: Seit mir klar wurde, dass nach der Verlobung ja tatsächlich in irgendeiner Form die VERMÄHLUNG geplant werden muss, erkenne ich mich nicht wieder. Wer ist diese Frau, die ihrem Freund täglich halb im Ernst, halb im Scherz “Wedding Inspo” auf Instagram schickt und nachts, wenn sie nicht schlafen kann, Videos der Youtuberin Charlotte Dobre anschaut, in der diese Bridezilla-Dramen von der Social-Plattform Reddit auseinandernimmt?? (“My fiancé cheated on me the day before the wedding”)

Unter uns gesagt: Ich hätte niemals gedacht, dass es mir so viel Kopfzerbrechen bereiten würde, wie die ganze Chose von statten gehen soll. Denn eigentlich habe ich nie von einer großen Hochzeit geträumt, es kam mir einfach immer etwas antiquiert und ja, auch albern vor, plötzlich im weißen Kleid die große Romantik-Inszenierung durchzuziehen (und soweit ich weiß, träumt mein Partner auch nicht gerade von weißen Tauben und Kutschen).

Alle Hochzeiten, auf die ich bislang eingeladen war, fand ich auf ihre Art und Weise schön – aber nicht ein einziges Mal habe ich gedacht: “Oh, das will ich aber auch!” So richtig konnte ich mir deshalb kein einziges Hochzeitsszenario zwischen “Tüll & Tränen”-Kitsch und Adelssause mit Posaunenchor vorstellen.

Aber nur zu wissen, was alles nicht in Frage kommt, macht die Planung auch nicht einfacher, das kann ich Euch sagen.

Und so saß ich diese Woche vor lauter Unschlüssigkeit plötzlich mit einer Hochzeitsplanerin zusammen, die sehr nett war, aber mich nach dem präferierten Farbkonzept fragte, ganz so, als ob es selbstverständlich wäre, dass jede Frau in einer Beziehung jahrelang vorsorglich Pinterest-Boards zur Vorbereitung der Hochzeit pflegt. Ich besichtigte ein Kloster als mögliche Location, ich klickte mich durch Hochzeitsblogs und ich erlitt den gleichen Schock, den wahrscheinlich viele Paare erleben: Man weiß ja, dass Hochzeiten teuer sind, aber wie schnell sich die einzelnen Posten zusammenläppern, auch dann, wenn man nur “ein lockeres Fest im kleinen Rahmen” plant, das war mir nicht klar.

Je vielfältiger und gleichzeitig konkreter die Optionen wurden, desto mehr Fragen kamen bei mir und meinem Partner auf: Sind wir das eigentlich? Was passt besser zu uns – eine entspannte Gartenparty oder der barocke Trausaal? Wie viel Geld wollen wir für diesen einen Tag im Leben ausgeben? Auf welche seltsamen Traditionen kann man getrost verzichten und wie viel Kitsch ist vielleicht doch ganz schön?

Eine Hochzeit zwingt einen dazu, sich mal ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man zu gewissen Konventionen steht. Eine Freundin sagte neulich beiläufig, als ich ihr von den Hochzeitsplänen erzählte: “Ach, hätte ich bei dir gar nicht gedacht, dass du jetzt doch den üblichen Weg gehst.”

Das hat mich natürlich erst recht ins Grübeln gebracht. Wie können wir das mit der Hochzeit so hinkriegen, dass man a) bei der Planung nicht völlig durchdreht, man b) den Tag nicht versehentlich doch mit überzogenen Erwartungen überlädt und man c) am Ende nicht das Gefühl hat: War zwar ganz schön, aber fühlte sich auch irgendwie an wie ein Theaterstück der bürgerlichen Klischees. (Denn so komme ich mir jetzt schon manchmal vor, wenn Bekannte kreischend meinen Verlobungsring begutachten, der sehr schön ist, aber sicherlich nicht das größte Achievement in meinem Leben.)

Stand jetzt habe ich das Gefühl, dass man sich bei jeder Hochzeits-Entscheidung kurz fragen muss: Passt das zu uns, zu unseren Gästen und zu unserem Leben? Und falls nicht: Freudig trotzdem drauf einlassen oder eben streichen. Angefangen bei der Gästeliste – das ist für mich der erste Punkt, bei dem man sich radikal fragen muss, mit wem man den bestimmt nicht zwangsläufig SCHÖNSTEN Tag im Leben, aber einen doch sehr wichtigen Tag verbringen will.

Ihr merkt: Eine Hochzeit zu organisieren, finde ich bislang ganz schön herausfordernd. Aber auch schön. Und man lernt viel über sich – zum Beispiel habe ich festgestellt, dass ich einfach gern ‘ne gute Party schmeiße und es für mich wirklich nicht in Frage kommt, zu zweit nach Las Vegas durchzubrennen! (Aber wer weiß? Vielleicht ändert sich das nächste Woche schon wieder.)

Wenn Euch im Newsletter hin und wieder Gedanken zum Thema Hochzeit interessieren, lasst es mich gern wissen; das Thema wird mich die nächsten Monate ja noch beschäftigen, und ich hätte Lust, es aus einer Perspektive jenseits von “So macht man das halt”-Guides zu beleuchten. (Und über Erfahrungsberichte freue ich mich ebenso!)

Aber jetzt erst mal viel Spaß mit dem Rest des Newsletters!

Eure Bridezilla Julia

P.S. Dieser Text wurde von meinem Verlobten genehmigt 🙂 

Schon gehört? Neues fürs Smalltalk-Repertoire

Birkies go Börse: Die Wurzeln des Schlappen-Unternehmens reichen bis ins Jahr 1774 zurück – inzwischen kann Birkenstock mit einer Börsenbewertung von rund acht Milliarden US-Dollar an der Börse starten. Wie es dazu kommen konnte und was der „Barbie“-Film damit zu tun hat, lest Ihr hier.

Vier Döner ohne Zwiebel: Kanye West besuchte Berlin und stellte sich wie jeder Touri brav in die Schlange vor Mustafas berühmtem Gemüsekebap. Verdrückt wurde der Döner auf einer Parkbank, wie “Zeit” berichtet. Voll Berlin-Style.

Wie wird man eigentlich It-Girl? Hailey Bieber oder Sofia Richie haben natürlich nicht einfach von Natur aus “das gewisse Etwas”, sondern versammeln ein hochprofessionelles Netzwerk von PR-Managern und Stylisten hinter sich. Wie das genau funktioniert, erklärt “Business of Fashion”. Klar ist nach der Lektüre: Das Dasein als It-Girl ist kein Zufall, sondern eine knochenharte Karriere.

Was ist los im Iran? Vor einem Jahr, am 16. September 2022, starb Jina Mahsa Amini nach der Festnahme durch die Sittenpolizei. Danach protestierten Menschen im Land aller Angst zum Trotz gegen das islamische System im Land. Was ist vom Protest übrig geblieben und wie sieht die Situation für Frauen im Iran heute aus? Reportage von Katharina Willinger für den “Weltspiegel”.

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

📺 Aufwachsen unter Männern: In “Vatersland” erzählt Regisseurin Petra Seeger von ihrer Jugend in den 60er-Jahren. Die Mutter stirbt früh, der Vater ist überfordert, die Nonnen in der Klosterschule haben wenig Verständnis für Teenie-Sorgen. Toll gemachter Film mit echten Kindheitsaufnahmen der Regisseurin, ihr Vater war Fotograf. In der Arte-Mediathek.

📺 Warten auf den Bergdoktor: Es dauert noch eine Weile, bis mein liebster Wohlfühl-Cringe-Watch wieder über den Fernseher flimmert: Erst Anfang 2024 muss Doktor Martin Gruber wieder lieben, leiden und Leben retten. Über meine Faszination für den “Bergdoktor” habe ich trotzdem schon mal geschrieben, und zwar hier. Alte Folgen hier.

📚 Meistdiskutiertes Buch auf Linkedin: In “Von Quotenfrauen und alten weißen Männern” schreibt Tech-Spezialistin Annahita Esmailzadeh darüber, wie Vorurteile Erfolg in der Arbeitswelt verhindern – nicht nur für persönliche Karrieren, sondern auch für Unternehmen, die das Potential ihrer Mitarbeitenden verkennen. Schönes Geschenk für Chef:innen. Hier kaufen.*

Der perfekte Sonntag mit: Winzerin Juliane Eller

Foto: Peter Bender

SUNDAY DELIGHT verspricht ja, den Sonntag besonders schön ausklingen zu lassen. Deshalb frage ich an dieser Stelle ab sofort in unregelmäßigen Abständen tolle Menschen aus meinem Netzwerk, wie der perfekte Sonntag für sie aussieht, wie sie die Wochenend-Energie mit in die Woche retten und was sie gegen die berühmt-berüchtigte “Sonntagsdepression” tun, also die Sorge vor der neuen Woche. Los geht’s mit Juliane Eller, Winzerin aus Alsheim. Juliane und ihre fantastischen JUWEL Weine findet Ihr auf Instagram @juliane.eller.

Liebe Juliane, wie sieht der perfekte Sonntag für Dich aus?

“Mein perfekter Sonntag beginnt damit, dass mich der Duft von Kaffee aus den Träumen weckt und mein Mann mir meine Lieblingstasse ans Bett bringt. Klischee? Oh ja, es geht noch mehr! Ich bin tatsächlich mit den einfachsten Dingen am glücklichsten. Ein ausgedehnter Spaziergang mit Familienhund Aika, leckeres traditionelles Mittagessen im Familienkreis, am Nachmittag ein herzzerreißendes Buch oder romantischer Film und den Abend auf unserer Terrasse ausklingen lassen. Der Blick über die Weinberge in den Sonnenuntergang hinein ist für mich unbezahlbar und lässt mich Energie für die neue Woche tanken.”

Was tust Du gegen “sunday scaries”, also die Nervosität vor der kommenden Woche?

“Nervös bin ich eigentlich nicht. Vielmehr empfinde ich, gerade zur Zeit der Ernte, eine große Erwartungshaltung mir gegenüber. Es ist die Zeit, in der von mir Tag für Tag viele wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen. Und dabei geht es nicht nur um den neuen Weinjahrgang. Als Inhaberin des Weinguts habe ich auch eine sehr große Verantwortung meinem Team und meiner Familie gegenüber. Ich wache jeden Morgen auf und bin dankbar für das, was ich tun darf. Ich darf mit und in der Natur arbeiten und genieße dabei die volle Unterstützung meiner Familie und meinem Team. Damit mich montags kein vollgepackter Terminkalender erwartet, der mich durch die Woche rennen lässt, schaffe ich mir stets etwas Freiraum und kleine Auszeiten. Zwischen den Terminen kurz innehalten, Mittagessen bei Oma Katharina, ein kleiner Spaziergang mit meinen Team Girls, ein kurzes Päuschen in den Weinbergen, ein Eiskaffee am Nachmittag. Diese kleinen Dinge halten kurz mein Alltagsrad an und lassen mich durchatmen und reflektieren, was wir bislang alles erreicht haben.”

Dein ultimativer Tipp, um energiegeladen in die Woche zu starten und nicht montags schon wieder vom nächsten Wochenende zu träumen?

“Ich finde es sehr wichtig, sich stets ein Umfeld zu schaffen, in dem man sich wohl fühlt. Sich mit Menschen zu umgeben, mit denen man sich gerne austauscht, gemeinsam wächst und wo ein gegenseitiges Vertrauen herrscht. Meine Familie und mein Team stärken mir jeden Tag aufs Neue den Rücken und ich kann mich zu 100 Prozent auf jeden Einzelnen von ihnen verlassen. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar dafür und ziehe daraus viel Kraft. Auch wenn ich einen sehr hohen Anspruch an mich selbst habe, versuche ich keinen zu großen Selbstdruck auszuüben. Ich ziehe auch aus Dingen, die nicht so laufen wie geplant, stets das Positive. Daraus zu lernen und zu wachsen, sich selbst Fehler einzugestehen und zu verzeihen, ist eine wichtige Lektion, die mir auf meinen Weg mitgegeben wurde. Meine kurzen Auszeiten sehe ich außerdem als kleine Meilensteine innerhalb der Woche, sodass mich die Vorfreude darauf stets beflügelt.”

Danke, liebe Juliane, für den kleinen Einblick in dein Leben!

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