• Sunday Delight
  • Posts
  • Female Empowerment Beef in der "Höhle der Löwen"

Female Empowerment Beef in der "Höhle der Löwen"

INTERVIEW: Unternehmerin Susann Hoffmann von Manti Manti über harte Kritik im TV-Studio

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • “Konstruktive Kritik muss unabhängig vom Geschlecht möglich sein”: Unternehmerin Susann Hoffmann von Manti Manti über harte Kritik im “Höhle der Löwen”-TV-Studio

  • Smalltalk-Repertoire: Mit dieser App könnt Ihr günstig in Nobel-Restaurants essen

  • Binge-Alarm: Zwei Streaming-Empfehlungen für besonders faule Abende

    Viel Spaß beim Lesen!  

“Konstruktive Kritik muss unabhängig vom Geschlecht möglich sein”:
Unternehmerin Susann Hoffmann über harte Kritik im “Höhle der Löwen”-Studio

Susann Hoffmann (links) und Philippa König.
Foto: Katja Hentschel für Manti Manti

Empörung in der Berliner Female-Empowerment-Bubble: In der aktuellen Folge der Start-up-Show “Die Höhle der Löwen” sorgte Jurorin Tijen Onaran für den Aufreger der Woche, als sie scharfe Kritik übte an den Gründerinnen des nachhaltigen Kinderbrillen-Labels Manti Manti, Susann Hoffmann (ehem. “Edition F”-Co-Gründerin) und Philippa König. Die teuren Brillen zielten auf eine sehr privilegierte Zielgruppe ab, die Marke vermittle “Prenzlauer-Berg-Vibes”, den Auftritt der beiden Gründerinnen beschrieb Onaran als “arrogant”. Onarans Kolleginnen Judith Williams und Janna Ensthaler verteidigten die Gründerinnen (die Show könnt Ihr hier sehen, Manti Manti pitchen ab 1:30h)

Nun ist “DHDL” eine Unterhaltungsshow und nicht jede spitze Bemerkung, die in der Sendung fällt, darf man zu ernst nehmen. Dennoch sorgte der Auftritt vor allem in der Linkedin-Bubble für große Verwunderung, weil die Szene so gar nicht für wertschätzende Kritik stand, die gerade in der Female-Empowerment-Szene als hohes Gut gehandelt wird.

Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, bei einem TV-Dreh plötzlich so scharf angegangen zu werden. Also habe ich Susann Hoffmann angerufen und mit ihr über den Auftritt, konstruktive Kritik unter Frauen und natürlich die Zukunft für Manti Manti gesprochen.

Transparenz-Hinweis: Auch Tijen habe ich um ein Statement für diesen Newsletter gebeten, weil mich ihre Perspektive auf die Frage interessiert hat, ob Frauen Kritik auch noch immer pädagogisch wertvoll verpacken müssen, aber keine Antwort erhalten.

Liebe Susann, wie habt Ihr den Dreh erlebt – wie fühlt es sich an, in der “Höhle der Löwen” zu stehen?
Aufregend! Jeder kennt die dramatische Musik, zu der man durch diesen Gang vor die Jury schreitet. Wenn sich die Tür zum Studio öffnet, geht einem ganz schön die Pumpe. Man möchte ja vor den Löwen bestmöglich abliefern. Wir haben den Pitch vorab x-mal geübt, auch vor unserem Team, aber natürlich ist man nervös, wie die Sendung am Ende geschnitten wird und ob man im Fernsehen so rüberkommt, wie man sich das vorgestellt hat.

Der Dreh liegt schon etwa acht Monate zurück, zum Glück waren wir bei der Ausstrahlung positiv überrascht – die Sendung spiegelte ziemlich genau unser Erleben während der Aufnahme wider. Der Großteil der Löwen hat uns sehr herzlich empfangen und eine schöne Atmosphäre für den Pitch geschaffen. 

Euer Pitch ist in der Sendung super verlaufen. Nur, als es um den Preis für die Kinderbrillen ging, kippte die Stimmung plötzlich – von Löwin Tijen Onaran wurdet Ihr scharf dafür kritisiert, mit Brillen-Preisen um die 200 Euro nur eine sehr privilegierte Zielgruppe anzusprechen. Habt Ihr mit diesem Kritikpunkt vorab gerechnet?
Ja, schon. Die Manti Manti-Brillen sind nicht für jede Familie erschwinglich, also war es für uns recht vorhersehbar, dass Fragen zur Preisgestaltung aufkommen könnten. Ich halte die Frage auch nicht für ungerechtfertigt.

Man darf sich als Unternehmen aber entscheiden, in welchem Segment man sich positionieren will. Manti Manti ist im Premium-Segment angesiedelt und es gibt Gründe dafür. Wir haben uns bewusst für Nachhaltigkeit entschieden, wir bieten ein funktionales Medizinprodukt an, wir produzieren in Deutschland mit einem nachwachsenden Rohstoff.

Das hat natürlich seinen Preis. Es kam für uns aber einfach kein anderes Konzept in Frage – es ist ja aus anderen Industrien hinreichend bekannt, mit welchen Komplikationen für Umwelt und Menschen billige Produktionsketten oftmals einhergehen. Unser Geschäftsmodell denkt diese Themen auf gesellschaftlicher Ebene mit. Das Thema Kinderarmut hingegen, das in der Show aufgebracht wurde, ist eines, das mich privat sehr bedrückt, das aber auf politischer Ebene gelöst werden muss.

In der Sendung wurde mit Begriffen wie “Prenzlauer-Berg-Vibes” und “arrogant” auf Euren Auftritt Bezug genommen. Ihr seid ruhig geblieben, aber: Wie fühlt es sich an, auf der TV-Bühne in so scharfem Ton für das eigene Unternehmen kritisiert zu werden?

Die Kameras habe ich in dem Moment überhaupt nicht wahrgenommen, weil wir so konzentriert auf den Pitch waren. Natürlich stellt sich eine gewisse Überraschung darüber ein, wenn die Form der Kritik den konstruktiven Pfad, den wir uns gewünscht hätten, verlässt. In Deutschland trauen sich ohnehin zu wenige Menschen, ins Risiko zu gehen und ein Unternehmen zu gründen – unabhängig davon, wie man eine Gründungsidee persönlich findet, müsste allein diese Gemeinsamkeit für Begegnungen auf Augenhöhe sorgen.  

Aber wir waren sehr gut vorbereitet und konnten der Situation mit Ruhe und guten Argumenten begegnen. Für uns war klar: Wir sind in der Show, um Manti Manti nach vorne zu bringen, um die Brillen zu zeigen, um Investor:innen zu suchen, und ja, auch die Reichweite dieser Show genießen. Es ging komplett ums Unternehmen, und deshalb konnten wir die persönliche Ebene gut ausblenden. Als Gründerin muss man in solchen Momenten ohnehin das Ego zurückfahren, dann ist es viel leichter, mit Kritik umzugehen.

“Die Höhle der Löwen” ist eine Unterhaltungsshow, es geht öfter mal hoch her. Ich frage mich: Reagiert man auf schnippische Kritik unter Frauen reflexhaft besonders allergisch?
Bei diesem Thema habe ich durch meine Vergangenheit als Co-Gründerin von Edition F echt die Feminismus-Brille auf: Konstruktive Kritik muss unabhängig vom Geschlecht möglich sein. Aus meinem allerersten Job ist der Satz bei mir hängen geblieben: “Freundlich im Ton, bestimmt in der Sache”. Man kann sich inhaltlich uneins sein, aber trotzdem ehrliches, wertschätzendes Feedback geben. Nur, wenn der Ton stimmt, kann man Kritik als Wertschätzung für die eigene Arbeit annehmen, darüber nachdenken und im besten Fall daran wachsen.

Das stimmt. Nach der Sendung hatte ich allerdings mal wieder den Eindruck: Weibliche Gründerinnen müssen sich schon immer noch eine Spur mehr beweisen als männliche…
Die Krux ist: An uns Frauen werden so oft viel höhere Maßstäbe angelegt als bei Männern. Bei Gründungen von Frauen ist statistisch belegt, dass sie in ihrem unternehmerischen Wirken viel öfter sozial- und umweltverantwortlich agieren. Und dennoch soll man sich dann noch rechtfertigen, warum man Thema xy nicht auch noch mit in den Blick nimmt, auch wenn das unternehmerisch überhaupt nicht die Aufgabe ist. Das passiert bei Männern einfach nicht. Der Anspruch, dass Frauen komplett allein die Welt retten sollen und dabei alles perfekt machen sollen dürfen, ist absurd.

In der Show ist kein Deal zustande gekommen. Wie geht es jetzt für Manti Manti weiter?
Wir konnten im Anschluss an die Show eine siebenstellige Finanzierungsrunde mit den Investor:innen Franziska Piëch und Taskin Yüksel von Graphit Lifestyle abschließen und planen jetzt, uns international als Number-one-Marke für nachhaltige Kinderbrillen aufzustellen und unser Markenuniversum um Infotainment-Angebote on- und offline ergänzen. Unser Ziel: Wir wollen mit Manti Manti den Fokus auf die Augengesundheit von Kindern lenken. Jedes vierte Kind benötigt eine Brille, aber von den Krankenkassen werden nur die Gläser bezuschusst. Das kann nicht sein!

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Susann!

Die Kinderbrillen von Manti Manti aus der “Höhle der Löwen” findet Ihr übrigens hier. Alle Brillen werden aus Rizinus-Kunststoff gefertigt, sind biegsam und lassen sich individuell ans Gesicht anpassen. In Berlin und Hamburg findet Ihr Stores, Ihr könnt Euch aber auch ein Probier-Paket mit den verschiedenen Modellen nach Hause liefern lassen.

Smalltalk-Repertoire

Altersdiskriminierung im Berufsleben is real: Eine Grafik der Job-Plattform Indeed teilte kürzlich Karrierephasen nach Altersstufen auf. Demnach ist man ab Mitte 40 in der “Endstufe” der Karriere angelangt, ab 50 ist man dem “Decline”, also dem totalen Abstieg geweiht. Verstehe ich das richtig – Rente gibt’s mit 70, aber ab Mitte 40 soll man schon keine großen Ansprüche mehr an ein attraktives Berufsleben stellen?! Mehr zu diesem Aufreger-Thema lest Ihr hier.

Die chaotischen Leben der Stars: “Vogue” zeigt in der neuen Kolumnen-Serie “5 to 9” die Alltagshektik von Prominenten. In der ersten Folge schreibt Künstlerin und Schauspielerin Jemima Kirke (“Girls”) über ihr “charmingly unscripted life”. Bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll: Chaos à la “Vogue” sieht halt immer noch sehr viel ästhetischer aus als alle Rumpelecken bei mir zu Hause…

Fine Dining zu Sparmenü-Preisen: Über die App “HiddenTables” kann man last minute freigewordene Restauranttische reservieren und Menüs zu vergünstigten Preisen genießen. So reduzieren Restaurants No-Show-Ausfälle und Foodies können ohne “besonderen Anlass” mal das neue Szene-Restaurant auschecken. Genauer wird das Konzept bei “falstaff” erklärt.

Anzeige

Seeking impartial news? Meet 1440.

Every day, 3.5 million readers turn to 1440 for their factual news. We sift through 100+ sources to bring you a complete summary of politics, global events, business, and culture, all in a brief 5-minute email. Enjoy an impartial news experience.

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

Schnösel auf Insel. Foto: Netflix

📺 Wer gewinnt den Kampf um die Lachs-Branche? In einem norwegischen Insel-Ort kämpfen zwei Lachs-Dynastien um die Vormachtstellung am Markt. “Die Insel der Milliardäre” (auf Netflix, Trailer hier) ist keine charmante Fischerei-Story, sondern ein knallharter Wirtschaftskrimi, in dem es auch um die Frage geht: Wie viel Profit darf man aus dem Meer holen?

📺 Aufpassen beim Märchenerzählen: Das ZDF hat einen überraschend lustigen Film rausgehauen: In “Alles gelogen” spielt Bastian Pastewka den Autohändler Hajo, dem sein Lügenkonstrukt (“meine Frau ist tot, deshalb bin ich zu spät zur Arbeit gekommen”) auf die Füße fällt. Leichte Unterhaltung für Abende, an denen man vor lauter Erschöpfung nur noch in die gediegene Vorstadt-Idylle der öffentlich-rechtlichen abtauchen will. Hier streamen.

🎧 Empfehlung in eigener Sache für alle Medienschaffenden und Solopreneuers unter Euch: Es glaubt mir immer keiner, dass sich für mich die Selbstständigkeit in der Medienbranche inzwischen sicherer anfühlt als eine feste Stelle – ist aber so. Auch, weil ich inzwischen gelernt habe, meine Einkommensquellen auf verschiedene Säulen zu verteilen, und deshalb nicht durchdrehe, wenn mal wieder irgendwo Honorare gekürzt werden…
Wie mein Businessmodell genau funktioniert, erzähle ich im Podcast “Creatorway” von Victoria Weber. Sie ist für mich der Guru der Solopreneurs, die ein Content-Business aufbauen wollen – und ich fühle mich wirklich sehr geehrt und stolz, dass ich bei ihr im Podcast zu Gast sein durfte! Die Folge findet Ihr hier.

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit so unterstützen:

Du bist neu hier? Hier kannst Du SUNDAY DELIGHT mit einem Klick abonnieren:

Leite diese Mail gern an alle Freunde weiter, die sich auch für SUNDAY DELIGHT interessieren könnten. Sharing is caring 💓 

Du bist bereits Fan? Wenn Du Lust hast, kannst Du Teil der VIP Community werden. Im Abo enthalten: exklusiver VIP Content und ein persönlicher, handgeschriebener Willkommens-Brief 📮 (nur im Jahresabo, bitte bei Abschluss Postadresse an [email protected] schicken)!

Danke für Dein Vertrauen! Deine Julia

🤑 Werbung in Sunday Delight: Du willst Deine Produkte, Dein Unternehmen oder Dein Event in SUNDAY DELIGHT vorstellen und so eine Community von 2000 engagierten Leser:innen jede Woche erreichen? Schreib mir einfach eine Mail an [email protected] und wir unterhalten uns über Kooperationsmöglichkeiten.

Reply

or to participate.