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„And Just Like That“: Macht der Hype die Serie kaputt?

Über die Unerträglichkeit der Serie + Sommerleseliste und Gewinnspiel mit Skoobe

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Ich bin Julia Hackober, freie Journalistin. In meinen Briefen findest Du Essays zu Themen aus Gesellschaft und Popkultur, außerdem gibt’s regelmäßig Binge-Tipps sowie Shopping-und Reisekolumnen. Eben alles, was den Sonntagabend ein wenig unterhaltsamer und schöner macht.

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Berlin, den 25. Juni 2023

Liebe Leser:innen!

Habt Ihr die ersten beiden Folgen der neuen Staffel von “And Just Like That” schon gesehen?

Ich war am Donnerstagabend allein zu Hause und wollte es mir damit richtig gemütlich machen, inklusive Weintraubensnackteller. (Wer die Folgen noch nicht gesehen hat, Achtung, Spoiler Alarm!)

Leider merkte ich schon nach kurzer Zeit, dass ich mich richtig bemühen musste, bei der Sache zu bleiben, und nicht nebenher auf dem Handy herumzuscrollen.

Erstens konnte ich mich an die vielen neuen Charaktere aus der ersten Staffel nur noch so halb erinnern; wer genau war noch mal Seema, warum spielt Antoine aus “Emily in Paris” mit und warum beschäftigt sich die Serie mit den Eheproblemen von Dr. Nya Wallace?? In die Geschichte muss man erst mal wieder reinfinden – wenn einen doch eigentlich nur interessiert, was Carrie, Charlotte und Miranda treiben, seien wir doch mal ehrlich!

Für Letztere fallen den Drehbuchautoren leider nur geradezu karikatureske Geschichten ein. Gebt Charlotte doch endlich mal was anderes zu tun, als von Nervenzusammenbruch zu Nervenzusammenbruch zu stöckeln! (Diesmal, weil ihre Tochter ihre Nobelklamotten verkauft hat.) Und für Miranda würde man sich auch wünschen, sie müsste nicht nur völlig lost und verunsichert durch Los Angeles stolpern (die Szenen, in denen sie ihre Handy beim Müllsammeln am Strand verliert, Hilfe – wie oft muss sich die kluge, toughe Miranda in dieser Serie noch für Fremdschammomente hergeben?)

Zweitens ging mir das Hauptnarrativ der beiden Folgen, das sich ungefähr mit “reiche Leute haben auch Probleme” zusammenfassen lässt, ziemlich auf den Keks.

In “Sex and the City” lieferte der lifestylige Blick aufs New Yorker Leben noch erfrischende Schlüssellochmomente; dass wir uns jetzt aber eine ganze Folge lang damit beschäftigen müssen, wer was zur Met Gala trägt und warum der arme Anthony als Plus eins immer wieder ausgeladen wird, weil “wichtigere” Leute die Met Gala “nötiger brauchen als er” (Zitat Carrie) – gggrhrhhh, das macht doch keinen Spaß anzuschauen!! (Zumal wir die eigentliche Met Gala natürlich nicht zu sehen bekommen.)

Die unangenehmste Szene im Rich-People-Kosmos: Das Medien-Start-up, das Carries Podcast produziert, ist pleite und wird von einem großen Konzern aufgekauft. Während die Millennials, die dort gearbeitet haben, traurig und hektisch das Büro räumen, zieht Carrie in ihren pinkseidenen Highheels unbeeindruckt von dannen. Hach ja, nicht so dramatisch! So löst sich immerhin auch das Nicht-Beziehungs-Dilemma mit ihrem Podcast-Producer von ganz allein.

Verzeihung, aber in solchen Momenten wirkt die Serie einfach nur noch out of touch. Und zwar nicht in einer guten, unterhaltsamen Art und Weise.

Nicht falsch verstehen, ich erwarte keinen harten Realitätscheck von "And Just Like That“. Im Gegenteil, da habe ich keine Lust drauf! Aber dass auf der einen Seite so hemmungslos einem Neunziger-Jahre-Luxusleben-Verständnis gefrönt wird und dann hektisch ein paar “woke” Szenen etwa zum Thema Rassismus eingestreut werden, damit man im Social-Media-Zeitalter bloß seine Pflicht und Schuldigkeit getan hat, das wirkt so seltsam konstruiert, dass der Serie der Spaß-Faktor ziemlich abhanden kommt.

Vielleicht wäre es schlauer, auch das Luxusleben der Hauptcharaktere etwas mehr zu veralbern, statt den Serien-Humor nur auf die spleenigen Eigenheiten der Moderne zu beziehen, mit denen offenbar vor allem Carrie nicht klarkommt (so lehnt sie etwa ab, in ihrem Podcast Werbung für Intimpflege zu machen – i mean, welche Sex-Kolumnistin hat im Jahr 2023 ernsthaft ein Problem mit dem Thema?). Das Genre “Rich People Satire” liegt dieses Jahr ja eigentlich im Trend im TV, man denke nur mal an den Erfolg von Serien wie “Succession”, “The White Lotus” oder auch dem Hype um “Triangle of Sadness” (meine vernichtende Review dazu könnt Ihr hier noch mal nachlesen). Insofern verstehe ich nicht ganz, warum das New Yorker High-Society-Leben so gar nicht mehr als Grundlage für Carries durchaus gesellschaftskritische, humorige Beobachtungen dient, die einmal ihr Markenzeichen waren (und warum Charlotte so grauenhafte Outfits tragen muss).

Jetzt habe ich mich natürlich schon wieder wahnsinnig echauffiert. Ich glaube aber, das liegt auch daran, dass es ja kaum eine Serie gibt, die aktuell so gehypt wird wie “And Just Like That”. Meine Social-Media-Feeds sind seit Wochen gefüllt mit Ausblicken auf die neue Staffel und zahllosen Rückblicken auf die guten, alten “Sex and the City”-Zeiten (und das, obwohl ich echt nie Hardcore-Fan war, und ich keinem einzigen Satc-Account folge).

Man konnte der Serie beim besten Willen nicht entkommen. Allein die ganze Aufregung um die Tatsache, dass Kim Cattrall als Samantha Jones, die vierte Grazie der ursprünglichen Clique, doch einen Gastauftritt in der Serie haben soll – nachdem die Schauspielerin zuvor medienwirksam mit Sarah Jessica Parker und dem kompletten Franchise abgerechnet hatte. Oder auch das bereits in Staffel eins angekündigte Comeback von Carries Ex-Lover Aidan, eigentlich eine komplett auserzählte Geschichte.

Diese ganzen Manöver empfinde ich hauptsächlich als Maßnahme, um das Publikum bis zur letzten Folge bei der Stange zu halten; denn wenn’s nicht in den nächsten Folgen deutlich spannender und logischer wird, dürfte das schwierig werden.

Und dennoch habe ich das Gefühl, dass der riesige digitale Hype manchmal nicht nur die Vorfreude, sondern auch die Lust an einer Serie wie “And Just Like That” ruiniert.

Wenn dann endlich der lang erwartete Starttermin der Serie da ist, fühlt sich das eigentliche Guck-Erlebnis ein bisschen an wie ein fehlgeschlagener Kindergeburtstag, auf den man sich wochenlang gefreut hatte: All das, was man sich im Vorfeld ausgemalt hatte, tritt nicht so richtig ein, oder zumindest nicht in der Form, wie man sich das gewünscht hätte.

Ganz ehrlich, die Erwartungen, die durch unzählige Artikel, Memes, Reviews und Previews geschürt wird, lassen sich ja fast nur noch unter dem Schlagwort “toxische Nostalgie” verbuchen (von dem Begriff habe ich kürzlich in diesem Artikel erfahren): Weil man so sehr am Vergangenen hängt, wirkt die Gegenwart seltsam schal. Also, vielleicht kann es “And Just Like That” auch niemandem recht machen, weil natürlich jeder andere Aspekte der Ursprungsserie geliebt hat und jetzt erwartet, dass es in genau dem Stil weitergeht.

Ich finde, das passiert auch bei anderen popkulturellen Erzeugnissen, die digital so totgefeiert werden, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, ob man das jetzt guckt, weil man “Harry Potter” oder “Gossip Girl” wirklich soooo toll findet/fand, dass man die Freizeit mit ewigen Reboots und Sequels und Prequels und was weiß ich was verschwenden muss – oder ob man nur aus #Fomo einschaltet und mitmacht beim Hype.

Wie seht Ihr das? Schreibt mir immer gern als Antwort auf diese Mail oder an [email protected]

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