Über Geld spricht man nicht? Oh doch!

Interview mit den Finanzjournalistinnen und Verlagsgründerinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe + Smalltalk-Repertoire: Bridget Jones ist zurück! + Konsumopfer-Wishlist fürs Frühjahr

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • “‘Geld macht mein Mann’ – der Satz tut unseren feministischen Herzen weh!”: Interview mit den Finanzjournalistinnen und Verlags-Gründerinnen Astrid Zehbe und Daniela Meyer über einen guten Umgang mit Geld

  • Smalltalk-Repertoire: Bridget Jones ist zurück!

  • Konsumopfer-Wishlist mit Frühlingsgefühlen

    Viel Spaß beim Lesen!  

Über Geld spricht man nicht? Oh doch!

Interview mit den Finanzjournalistinnen und Verlagsgründerinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe

Daniela (links) und Astrid fotografiert von Marcus Witte

Astrid und Daniela gehören zu den Pionierinnen des weiblichen Finanzjournalismus, haben ein Magazin über alle Geldfragen “finanzielle” gegründet und leiten seit 2023 sogar einen eigenen Verlag. Ausgelastet sind die beiden offenbar noch nicht, denn nun haben sie auch noch ein Buch* darüber geschrieben, wie man vorgefasste Meinungen beim Umgang mit Geld ablegt. Zeit für ein Interview über 💸!

Ihr beide habt lange erfolgreich als Finanzjournalistinnen gearbeitet. Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass Ihr Euch mit Geldthemen aus weiblicher Perspektive beschäftigen wolltet? 
Wir waren parallel in Elternzeit und haben beide unabhängig voneinander festgestellt, dass viele Frauen sich mit ihrer Rolle als Mutter in eine große finanzielle Abhängigkeit begeben – weil sie sich um Haushalt und Kinder kümmern, während ihr Mann arbeiten geht. Und das über Jahre.

Vielen Frauen ist gar nicht bewusst, was das für ihre berufliche, aber vor allem auch finanzielle Zukunft bedeutet. Wir fanden das so bedrückend, dass wir überlegt haben, wie wir das ändern können. So wurde die Idee geboren, ein Finanzmagazin zu gründen, das sich an Frauen richtet und ihre oft verschiedenen Lebensrealitäten abbildet. Mit finanzielle und den damit verbundenen digitalen und analogen Angeboten wollen wir auf ihre Bedürfnisse eingehen – auf Augenhöhe und mit positiven Vibes.

Ohne pauschalisieren zu wollen: Warum denken Frauen, Eurer Erfahrung nach, in mancher Hinsicht anders über Geld als Männer?
Einerseits, weil Frauen leider noch immer anders sozialisiert werden. Nicht mehr so offensichtlich anders wie früher, aber – oft auf eine unbemerkt subtile Weise - eben immer noch. “Frauen können nicht gut mit Zahlen umgehen”, “Frauen müssen zu Hause bei den Kindern bleiben”, “Frauen sollen bescheiden sein”: Das sind nur einige der Glaubenssätze, die sich unbewusst bei vielen Frauen und Männern manifestiert haben und leider auch so gelebt werden.

Mit dem Ergebnis, dass wir noch immer recht starre gesellschaftliche Rollenbilder haben, in denen sich eben eher der Mann ums Geld kümmert und die Frau um Haushalt und Kinder. Das wirkt sich auch darauf aus, wie Frauen über Geld denken bzw. auch darauf, wie sie damit agieren – oder eben nicht.

Wir merken das zum Beispiel in unseren Finanz-Workshops: Für viele Frauen ist es ein totales Novum, offen über Geld zu sprechen. Viele sind anfangs zögerlich. Einfach, weil sie es bislang nie getan haben, weil es oft einfach nicht der Rolle entsprach, in der sie steckten. Aber der Knoten platzt meist schnell und sie diskutieren untereinander mit großem Selbstverständnis über Sparziele, Investments und Gründungsideen.

In Eurem Buch nehmt Ihr Glaubenssätze in Bezug auf Geld auseinander, etwa, wie der Buchtitel schon sagt, “Geld interessiert mich nicht”. Welcher Satz ist aus Eurer Sicht am “schlimmsten” und warum? 
Es gibt einige schlimme Sätze. Da fällt die Entscheidung schwer, welcher davon der allerschlimmste ist… Sätze wie “Geld macht mein Mann” oder “Ich heirate einfach reich” tun unseren feministischen Herzen weh.

Dennoch ist es wohl der Satz “Über Geld spricht man nicht”, der Frauen und Männern gleichermaßen enorm schadet. Weil er Geld zu einem Tabu macht und dafür sorgt, dass auch andere Bullshit-Sätze über Geld weiterhin bestehen bleiben. Schließlich werden sie ja nicht thematisiert, denn: Über Geld spricht man ja nicht. Diesen Glaubenssatz aufzulösen, wäre ein großer Schritt – in Richtung Transparenz und auch mehr Gleichstellung in unserer Gesellschaft.

Ihr habt als Journalistinnen selbst einen Verlag gegründet, seid unter die Unternehmerinnen gegangen. Hat dieser Schritt Euer eigenes Verhältnis zu Geld verändert?

Wir hatten beide schon vorher einen recht pragmatischen Blick auf Geld, eben als Gestaltungsmittel unserer Ziele und Träume. Das hat unser Beruf als Finanzjournalistinnen vermutlich einfach mitgebracht. Im unternehmerischen Sinne ist Geld vor allem ein Tool, welches wir einsetzen, um unseren Verlag voranzubringen. Geld hat für uns also eine weitere Bedeutungsebene bekommen. Den grundlegenden Blick auf Geld hat unsere neue Rolle als Unternehmerinnen nicht verändert.

Dieser Newsletter heißt Sunday Delight, es geht hier um die schönen Seiten des Lebens. Mich regt es manchmal auf, wenn Frauen finanztechnisch geraten wird – “verzichte doch einfach auf das neue Paar Schuhe und lege das Geld in einen ETF an”. So einfach ist es ja nicht.

Erstens deutet man damit an, dass Frauen beim Shopping das Gehirn ausschalten. Zweitens hat man aus meiner Sicht doch erst dann einen guten Umgang mit Geld gefunden, wenn ein bisschen was für kleine und größere Freuden des Lebens übrig bleibt – nicht dann, wenn man sich bei jedem Kauf aus Freude schuldig fühlt. Was ratet Ihr Menschen mit einem Hang zum guten Leben: Wie gelingt das Gleichgewicht aus Sparen, Anlagen und Genuss? 

Schon mal vorneweg: Wir genießen auch gerne. Im Vabali Spa wären wir Dauergast, hätten wir nicht so viel zu tun. Oder in einem der vielen tollen Restaurants dieser Stadt (Anm: Astrid und Daniela leben in Berlin). Man lebt nur einmal, das sollte sich jede bewusst machen und sich Dinge gönnen, die ihr Leben bereichern. Dazu gehört auch, Konsum wegzulassen, der genau das eben nicht tut.

Den Unterschied zu finden, ist der erste Schritt. Identifiziere die Dinge, die dir einen Mehrwert bieten oder an denen du dich wirklich erfreuen kannst – und siehe auch das als Invest: in dich als glücklichere und zufriedenere Person. Und im zweiten Schritt bildest du für genau diese Dinge feste Budgets jeden Monat. Das hat den Vorteil, dass du das Geld ausgibst ohne schlechtes Gewissen, denn dafür ist es ja da. Und natürlich hast du ja auch ein Budgettopf in angemessener Höhe für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Dieses wichtige Thema kommt dann ebenfalls nicht zu kurz. Für die eigenen monatlichen Ausgaben Budgets zu erstellen ist darum unser heißer Tipp.

Welcher ist der beste Ratschlag, den Ihr selbst je zum Thema Geld bekommen habt? 

Bei Astrid war es der Rat ihrer Mutter, die hundert Mark, die sie für einen Gameboy ausgeben wollte, lieber zu sparen und von den Zinsen – damals um die 8 Prozent - zu profitieren. Nicht, dass Astrid diese 100 verzinsten Mark über die Jahre schwer reich gemacht hätten, aber sie hat dadurch gelernt, dass man Geld für sich arbeiten lassen kann. Und dass dies einen Kreislauf in Gang setzt, von dem jede:r Anleger:in erheblich profitieren kann: den Zinseszinseffekt! 

Danielas größtes Vorbild in Sachen Finanzen war ihre Oma Elli, die immer sehr sparsam gelebt, aber aus allem etwas Besonderes gemacht und herausgeholt hat – nicht zuletzt Lebensfreude. Von ihr hat sie gelernt, dass man nicht reich sein muss, um in die eigene Zufriedenheit zu investieren, aber immer finanziell unabhängig sein, seinen eigenen Weg gehen und auch allein zurechtkommen sollte. Bei Börsen- und Immobilieninvestments hat sie tatsächlich meist ihrer eigenen Einschätzung vertraut und weniger auf die Tipps von anderen gehört und ist damit bis heute gut gefahren.

Infos zum Buch: “Geld interessiert mich nicht” von Astrid Zehbe und Daniela Meyer erscheint am 23. April im EMF Verlag. Hier könnt Ihr das Buch vorbestellen*. Unter allen SUNDAY DELIGHT-Leser:innen verlose ich zudem ein Exemplar – meldet Euch bei Interesse einfach bis zum 20. April auf diese Mail mit Eurer Adresse zurück!

Smalltalk-Repertoire

Bridget Jones kommt zurück: Die Filmreihe mit Renée Zellweger in ihrer wohl berühmtesten Rolle geht weiter. Im vierten Teil spielt Mark Darcy (Colin Firth) nicht mehr mit (😲), dafür kehrt Daniel Cleaver (Hugh Grant) zurück.
Ich bin gespannt, ob Bridget die tollpatschige Heldin bleiben muss, deren Leben ohne Mann an der Seite sofort im Chaos versinkt (im Film soll “Zwei an einem Tag”-Charmeur Leo Woodall als Love Interest mitspielen) – oder ob sich die Macher endlich was Neues für sie ausdenken… (bitte!!)
Derweil dieser Alltime-Youtube-Tipp für alle Fans: Bridgets Fake-Interview mit Colin Firth.

Im Schatten der Gen Z? Bei einer Umfrage des Jobportals Xing kam raus: 34 Prozent der Millennials im Arbeitsmarkt fühlen sich gegenüber jüngeren Generationen benachteiligt und 57 Prozent glauben, dass jüngeren Beschäftigten die Freizeit wichtiger ist als die Arbeit.
Der Grund? “Millennials befinden sich in einer Art Sandwich-Position zwischen Generationen mit hohem Arbeitsethos, die den Begriff ‘Burnout’ geprägt hat, und einer, die sich ihrer mächtigen Position am Arbeitsmarkt bewusst ist und selbstbewusst für ihre neuen Vorstellungen von Arbeit einsteht“, so Arbeitsmarktexperte Dr. Julian Stahl. Als “Peak-Millennial” (Jahrgang 1990) kann ich nur sagen: Ist was Wahres dran…
Passend dazu empfehle ich Dir übrigens diese Ausgabe von SUNDAY DELIGHT:

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

📺 Das Interview, nach dem Prinz Andrew bei den Royals rausflog: Die Freundschaft mit Sexualstraftäter Jeffrey Epstein empfand Andrew als nicht so schlimm. Die britische Öffentlichkeit schon. Wie es zum Skandal-Interview mit der “BBC” kam, nach dem der einstige Lieblingssohn von Queen Elizabeth seine öffentlichen Aufgaben niederlegen musste, erzählt der Netflix-Film “Scoop”.
Sehenswert, weil… der Film subtil das Eliten-”mir kann keiner was”-Denken Großbritanniens aufdeckt. Nebenbemerkung: Als Journalistin gefallen mir natürlich auch die Szenen, in denen die Producerin des Interviews ihre Mutter anruft, weil in der Redaktion jemand gemein zu ihr war…

📚 Journalistinnen, die die Geschichte der Bundesrepublik prägten: In “Die Pionierinnen” werden die Lebensgeschichten von Margret Boveri, Marion Dönhoff, Elisabeth Noelle-Neumann und vielen anderen Journalistinnen nachgezeichnet. Sehr oft kann man bei der Lektüre nicht glauben, wie wenig sich seit den 1950er-Jahren geändert hat, und das nicht nur in der Medienbranche… Hier lesen.

Anzeige: In dieser Ausgabe von SUNDAY DELIGHT habe ich Euch die digitale Bibliothek Skoobe vorgestellt. Aktuell könnt Ihr als Newsletter-Abonnent:innen Skoobe ganze 60 Tage kostenlos testen und zwar hier. Einfach auf den Button unten klicken, direkt Bücher ausleihen und lesen. Ihr müsst nichts kündigen, das Abo läuft automatisch ab. Viel Spaß!!

Und auf der Konsumopfer-Wishlist? Frühlingsgefühle 🌸 

Foto: Ganni x Paloma

Auf diese Kollektion weise ich Euch lieber heute schon hin, auch wenn sie erst ab 17. April erhältlich ist: Plus-Size-Model Paloma Elsesser (Foto oben) hat für Ganni eine Capsule-Kollektion entworfen – mit wirklich coolen, sleeken Kleidern und bequemen Strickhosen.
Mein Favorit: ein graukariertes, stretchiges Etuikleid mit Schlitz, das man als Unternehmensberaterin wie als crazy Fashion-Journalistin tragen kann (erhältlich von Größe 32-52).
Was mir an der Zusammenarbeit besonders gefällt? Dass Plus-Size-Frauen mal nicht nur auf der Diversity-Checkliste abgehakt werden, sondern die Modebranche endlich mitgestalten können (in der man nach wie vor ab Größe 38 als Plus Size gilt…)

Party-Heels: Leider muss ich gerade alles Geld aus dem Konsum-Budget (s. Interview oben) für meine Hochzeit beiseite legen – sonst würde ich mir sofort diese Regenbogen-Mules von Bobbies fürs Frühjahr gönnen.

Foto: Bobbies

Noch zu früh für Full-on-Beachvibes? Neee, nie! Ich bin ein großer Fan der brasilianischen Marke Farm Rio, wenn es um lässige Sommerlooks mit wunderschönen Prints geht. Aktueller Favorit: dieses Stickerei-Hemd (Achtung €€€).

Auf die Gefahr hin, dass sich dieser Newsletter kurz liest wie eine Frauenzeitschrift aus dem Jahr 2006: Für “frische Frühlingshaut” empfehle ich Euch diesen Reinigungsbalm* des schwedischen Beauty-Start-ups Mantle. Konnte ich neulich testen, rubbelt angenehm glatt und hilft gegen Stressmitesser. Das Glow Serum* der Marke habe ich ebenfalls ausprobiert, finde ich gut für Gesichts-und Dekolleté-Massagen! (Lesetipp für alle, die sich für die Beauty-Industrie interessieren: “Businessinsider” erklärt die krasse Pitch-Strategie der Mantle-Gründerinnen).

Null-Prozente-Cheers: Die Aperitivo-Saison ist offiziell eröffnet (zumindest, wenn ich mich im Prenzlauer Berg umschaue, da bestellen sich die Leute grad ab ca. 15 Uhr das erste Aperölchen). Ich liebe einen spritzigen Feierabend-Drink, kann vor allem in der Woche aber gut aufs Promille-Hirn verzichten.
Meine alkoholfreien Prickel-Favoriten: der San Limello von Dr. Jaglas, alkoholfreier Rosé-Sekt von Kolonne Null, der Rosé von ArensbakTM (über den Mindful Drinking Club gefunden) und der Light Live Sparkling Sprizz 0% von Rewe.

Für alle, die noch nicht genügend Küchengeräte herumstehen haben (oder verzweifelt ein Männergeschenk suchen): Mit dem neuen Pizza-Outdoor-Ofen Gozney Arc lassen sich angeblich restaurantreife, laut Website “epische” 14-Zoll-Pizzen backen. Die Werbefotos von knusprigen und gleichzeitig juicy Pizzen machen mich zumindest sehr hungrig!!

Foto: Gozney

Shop responsibly ❤️

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