Schluss mit weiblichem Perfektionismus!

Interview mit dem Mutter-Tochter-Duo Regine Büttner und Miriam von Loewenfeld über weiblichen Perfektionismus +

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • Warum 80 Prozent oft reichen, um glücklich zu sein: Interview mit dem Mutter-Tochter-Duo Regine Büttner und Miriam von Loewenfeld über Perfektionismus

  • Smalltalk-Repertoire: Wie man sich als Gast so benimmt, dass man noch mal eingeladen wird + die irren Social-Media-Karrieren von Tennis-Girlfriends

  • Binge-Alarm: Nicole Kidman spielt in “Ein neuer Sommer) mal wieder eine reiche, vom Leben geplagte Ehefrau (aber das sehr gut!)

    Viel Spaß beim Lesen!  

“Wir wollen Frauen unterstützen, ihren Perfektionsdrang loszulassen”

Interview mit dem Mutter-Tochter-Duo Regine Büttner und Miriam von Loewenfeld über weiblichen Perfektionismus

Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass bei anderen alles “perfekt” läuft – im Job und zu Hause? Während es bei einem selbst an allen Ecken und Enden hakt und man natürlich auch nie so wie aus dem Ei gepellt aussieht wie die strahlenden Business-Frauen bei ihren Keynotes? Welcome to my world!

Mit großem Interesse habe ich deshalb das Buch von Regine Büttner und Miriam von Loewenfeld gelesen, in dem das Mutter-Tochter-Duo dazu auffordert, weiblichen Perfektionismus endlich abzulegen.

Liebe Miriam, liebe Regine, Euer Buch heißt “Perfektion ist Quatsch” und dreht sich um die Frage, wie sich Frauen vom Anspruch lösen können, in jedem Lebensbereich 100 Prozent geben zu wollen. Wie seid Ihr auf den Titel gekommen und warum war es Euch ein Anliegen, ein Buch über dieses Thema zu schreiben?
Der Titel spiegelt unsere eigenen Erfahrungen wider. Auch wir haben oft den Drang, in allem perfekt sein zu müssen – und wissen, wie stressig das sein kann. Mit dem Buch wollen wir Frauen in ihrem Alltag unterstützen, diesen Druck loszulassen. Es geht darum, eine Balance zu finden, ohne die eigene Karriere vorschnell aufzugeben, weil man glaubt, nicht allen Anforderungen gerecht werden zu können. Am Ende zählt nicht, dass man immer 100 Prozent gibt, sondern dass man sich im eigenen Leben wohlfühlt – und das geht auch ohne Perfektion. 

Ihr sprecht im Buch mit zahlreichen Frauen über Karrierewege. Was hatten all diese Frauen gemein, wenn es zum Perfektionismus geht?
Wir haben inspirierende Frauen aus Politik, Wirtschaft und Medien befragt – wie z.B. DAX-Vorständin Melanie Kreis, die ehemalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Unternehmerin Lena Gercke oder Gründerin Lea-Sophie Cramer. In fast allen Gesprächen stellten wir fest, dass Drang nach Perfektion oft tief verwurzelt ist und viele Frauen schon früh dazu neigen, hohe Erwartungen an sich selbst zu stellen. Unsere Interviewpartnerinnen haben uns jedoch motiviert, mutig zu sein, sich einfach reinzuhängen und den eigenen Weg zu gehen. Sie zeigen, dass es nicht um Perfektion geht, sondern darum, das Leben in Balance zu bringen und sich selbst treu zu bleiben. Und manchmal reicht eben auch 80 Prozent – nach der Devise: “better done than perfect”.

Welche Perspektive oder Herangehensweise zum Umgang mit Perfektionismus hat Euch besonders überrascht oder beeindruckt?
Lena Gercke beeindruckte uns mit ihrer Ehrlichkeit über ihren Mama-Alltag und ihrem Motto “Bau dir dein Dorf”, also einem starken Supportsystem wie in mediterranen Großfamilien. Melanie Kreis ermutigt dazu, sich öfter etwas zuzutrauen und einfach mal JA zu neuen Herausforderungen zu sagen. Judith Williams und Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright Stiftung, machten klar, wie wichtig es ist, den Partner stärker einzubinden und das Rollenbild der Männer moderner zu gestalten – hier haben wir in Deutschland noch Luft nach oben ;-)  

Ihr schreibt im Buch darüber, dass man mit einer positiven Grundeinstellung viele Dinge leichter bewältigen könne. Zitat: “Eine positive Ausstrahlung und Herzlichkeit sind Fähigkeiten, die man sich aneignen kann, und du wirst staunen, wie sich dadurch die Wahrnehmung anderer Menschen dir gegenüber verändert.”
Ich frage mich: Liegt nicht genau darin ein Problem unserer Gesellschaft, dass von Frauen erwartet wird, on top zu beruflichen und privaten Höchstleistungen auch immer noch ein Lächeln auf den Lippen zu tragen? 
Ja und Nein! Wir verstehen, dass es herausfordernd sein kann, immer ein Lächeln zu zeigen und gleichzeitig in Beruf und Alltag Höchstleistungen zu bringen. Unser Buch zeigt jedoch, dass eine positive Grundeinstellung keine zusätzliche Last, sondern eine wertvolle Unterstützung sein kann. Arbeit kann Spaß machen, und Optimismus hilft, Hürden schneller zu überwinden. Wir fordern im Buch auch immer wieder dazu auf, Erfolgserlebnisse gebührend zu feiern, auch wenn sie noch so klein scheinen.

In Deutschland neigen wir oft zu kritischem Denken, was uns bremsen kann – ein positives Narrativ ist gerade jetzt wichtig. Eine gut aufgelegte Grundeinstellung bringt neue Energie und inspiriert auch andere. Negative Gedanken gibt es schon genug!

Ihr schreibt das Buch als Mutter-Tochter-Duo. Welche neuen Seiten aneinander habt Ihr durch den Schreibprozess entdeckt?

Miriam: Viele! Meine Mutter Regine hat bereits in den 70er-Jahren für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie gekämpft. Ihre damals fast einzigartige Karriere hat mich inspiriert und trägt sicherlich auch zu unserem engen Verhältnis bei – auch wenn unser Zuhause sicherlich nicht immer so perfekt war wie in einer Westwing-Werbung…

Regine: Während des Schreibens haben sich unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten deutlich gezeigt, weshalb wir jedes Kapitel aus unserer jeweiligen Perspektive erzählt haben. Trotz unserer unterschiedlichen Generationen war unser Ziel stets gleich: Frauen in Deutschland mehr Unterstützung, positive Role Models und einen “Can-Do-Spirit” zu bieten. 

Welchen Rat oder Erkenntnis aus dem Buch würdet Ihr Frauen Eurer jeweiligen Generation gern mitgeben?

An die Babyboomer-Generation von Regine: “Teilt eure wertvollen Erfahrungen und inspiriert und fördert jüngere Frauen – auch finanziell unabhängig zu bleiben. Mein Appell an die jungen Männer: lebt ein moderneres Partnerschaftsmodell.”

An die jüngeren Generationen von Miriam: “Vertraut auf euch selbst und lasst euch nicht vom Perfektionsdruck, teilweise getriggert durch Social Media, verunsichern – das echte Leben hat keine Filter. Scheut euch nicht, aktiv nach Unterstützung zu fragen, wenn ihr sie braucht. Vereinbarkeit ist alleine schwer, aber mit Hilfe machbar.” 

Über Regine Büttner:  
Als eines von sechs Kindern lernte sie früh, sich durchzusetzen und unabhängig zu sein. Sie erreichte fast eine Vorstandsposition in einem DAX-Konzern und war als HR-Chefin und Global Board Member bei DHL Express tätig, wo sie für mehr als 100.000 Mitarbeitende in 220 Ländern verantwortlich war. Trotz der Herausforderungen als Mutter schaffte sie es, Karriere und Familie zu balancieren. Vor eineinhalb Jahren gründete sie "Woman 360", eine Initiative zur ganzheitlichen Beratung und Unterstützung von Frauen.

Über Dr. Miriam von Loewenfeld: Miriam sammelte nach ihrem BWL-Studium verschiedene Erfahrungen in unterschiedlichen Positionen bei renommierten Konzernen. Als Sephora Geschäftsführerin war sie eine der jüngsten General Manager im Louis Vuitton Moet Hennessy Konzern (LVMH).
Ihre Führungspositionen bei Sephora in Middle East prägten ihre Erfahrungen in unterschiedlichen Ländern und mit deren Vereinbarkeitsmodellen und somit ihre Sichtweise auf Karriere und Familie. Sie setzt sich dafür ein, dass Frauen selbstbestimmt arbeiten können.

Smalltalk-Repertoire

Wie Ihr Euch als richtig guter Gast beliebt macht: Vielleicht kennt Ihr diese Leute, von denen Ihr ewig nix gehört habt, die Euch aber plötzlich trotzdem schamlos um eine Übernachtungsmöglichkeit bitten, weil ihnen ein Großstadt-Hotelzimmer zu teuer ist – und dann “leider keine Zeit” mehr hatten, um wenigstens einen Blumenstrauß mitzubringen… Ihr merkt schon, ich habe da so meine Erfahrungen gemacht. Bei “Zeit online” findet Ihr aktuell 44 Tipps dafür, wie man sich als Gast richtig benimmt (nicht in Unterhose am Frühstückstisch erscheinen! nicht sofort nach dem Wlan-Passwort fragen! Keine Kommentare zur Ordnung in der Wohnung!!)

Und hier einige SOS-Tipps für Gastgeber, wenn plötzlich Leute auf der Matte stehen und bewirtet werden wollen:

Die neuen Spielerfrauen: Die Freundinnen von Top-Tennisspielern verdienen Millionen mit ihren Turnier-Auftritten, sind dabei aber weit mehr als ein gut gestyltes Anhängsel: Dieser “Forbes”-Artikel wirft einen faszinierenden Blick auf die Influencer-Welt der Tennis-Girlfriends, die mit ihrer Social-Media-Berichterstattung das Country-Club-Image des “weißen Sport” aufpeppen.

Warum halten Frauenfreundschaften keine Kritik aus? Autorin Sophia Fritz schreibt in ihrem Buch “Toxische Weiblichkeit” über die vielen seltsamen Mechanismen, die das Frausein häufig so anstrengend machen (s. oben – Perfektionismus!). Im “Philosophie Magazin” gab sie nun ein Interview zur Frage, ob man unter Frauen Kritik üben kann, ohne direkt die Freundschaft zu riskieren. Eine aus meiner Sicht total spannende Frage. Was denkt Ihr darüber? Schreibt mir bitte mal!

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

Foto: Netflix

📺 Der Abgrund hinter der schönen Kulisse: In der Netflix-Serie “Ein neuer Sommer” (Engl. “The Perfect Couple”) spielt Nicole Kidman wieder einmal ihre Paraderolle – die der reichen, schönen Ehefrau, die alles tut, um die hübsche Familienfassade aufrecht zu erhalten. Doch dann torpediert ein Mord die Hochzeit ihres Sohnes… Unterhaltsame Serie für alle, die einen satirischen Blick auf die amerikanische Upper-Class lieben. Trailer hier.

📺 Zwischen Glamour und Sozialismus: Suzie lebt 1989 in Ost-Berlin, als ihr Traum vom Literaturstudium platzt, weil sie aus politischen Gründen ihren Schulabschluss nicht machen darf. Durch einen Zufall startet sie eine Karriere als Model bei der Zeitschrift “Sibylle” und fängt an, von Freiheit im Ausland zu träumen. Aber ihr neues Leben hat einen Preis… Einfühlsamer Film mit einer tollen Hauptdarstellerin (Marlene Burow) nach der wahren Lebensgeschichte von Regisseurin Aelrun Goette. Jetzt in der ARTE-Mediathek.

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Heute möchte ich Euch zwei meiner persönlichen Lieblings-Folgen von “Nachhaltig Nachgefragt” empfehlen, dem Podcast der Bio Hotels, den ich moderiere. Es geht um zwei ganz unterschiedliche Themen:

🎙️Wie gewinnt man noch Menschen für das Hotelfach und die Gastronomie? Mit Emanuel Moosbrugger vom Biohotel Schwanen in Bizau, Vorarlberg, habe ich über Motivation und Arbeitskultur in einer Branche gesprochen, die nicht gerade bekannt für eine perfekte Work-Life-Balance ist. Emanuel, der selbst viele Jahre in den USA gelebt hat, bevor er in seine Heimat zurückkehrte, um den Familienbetrieb zu übernehmen, sagt: Die Arbeitsbedingungen in der Hotellerie sind besser als ihr Ruf! Hier könnt Ihr die Folge hören.

🎙️ Was bringt eine Fastenkur im Urlaub? Zugegeben: Ich hatte dem Konzept Fasten nach einer abgebrochenen Saftkur längst abgeschworen – die ruhige und besonnene Art von Johanna Kohlmünzer, die als zertifizierte Fastenleiterin im BioLandgut Tiefleiten im Bayerischen Wald diverse Fastenkuren anbietet und begleitet, hat mich aber doch neugierig gemacht. Im Podcast erzählt Johanna, warum sie von zu strengen Fastenregeln nichts hält und warum es beim Fasten so schnell emotional wird. Die Folge findet Ihr hier.

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht!

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