Wie viel Rory Gilmore steckt in Dir?

Großer Personality-Test für alle Schneeflöckchen-Millennials

Herzlich willkommen bei Sunday Delight! Ich bin Julia Hackober, Journalistin in Berlin, und in diesem Newsletter lassen wir die Woche gemeinsam ausklingen. Heute mit diesen Themen:

  • Wie viel Entitled Rory steckt in Dir? Der große Personality-Text zur Feier von Rory Gilmores 40. Geburtstag

  • Smalltalk-Repertoire: Aufreger der Woche: Thomas Gottschalks Nerv-Interview im “Spiegel” (“habe Frauen nur rein dienstlich angefasst”) + Was ist Beauty-Blindness? + Naomi Campbells Charity-Fail

  • Binge-Alarm: Ein Flipbuch fürs Großraumbüro und eine sehr lustige Scheidungskomödie

  • Außerdem: Das Berliner Stricklabel Maiami wird 20 + Women for Women International Deutschland startet die “Faminism”-Kampagne zum Welternährungstag

    Viel Spaß beim Lesen!  

Brief von Julia

Season 6 Ugh GIF by Gilmore Girls

Gif by gilmoregirls on Giphy

Meine letzte Begegnung mit Rory Gilmore fand vor acht Jahren statt. Ich war 26, hatte gerade meinen ersten Arbeitsvertrag für eine Festanstellung unterschrieben, und war sehr zufrieden mit mir, für einen großen Zeitungskonzern zu arbeiten, während ich mir in der Netflix-Fortsetzung der “Gilmore Girls” mitleidig anguckte, was aus der einst so begabten Yale-Absolventin Rory geworden war. Die war damals 32, führte ein unstetes und wenig erfolgreiches Leben als freie Journalistin und hing ihren verflossenen Jugendlieben nach.

Fast forward to 2024: Inzwischen bin ich älter als Rorys Mutter Lorelai in der ersten Staffel der Originalserie (wtf??), arbeite selbst als Freelancerin und träume zugegeben auch manchmal davon, mich in eine gemütliche Kleinstadt zurückzuziehen und dort in Ruhe ein Buch über mein Leben zu schreiben.

Zumindest, seit ich auf Instagram so viele “Es ist Herbst, lasst uns Gilmore Girls schauen”-Posts gesehen habe, dass ich mich quasi journalistisch verpflichtet fühlte, mich auf einen Rewatch-Marathon nach Stars Hollow zu begeben.

Ich kann nicht sagen, dass es sich dabei ausschließlich um einen gemütlichen Comfort-Binge handelte. Schließlich führt die Geschichte von Rory Gilmore, die in diesem Jahr übrigens 40 wurde, allen Schneeflöckchen-Millennials ziemlich drastisch vor Augen, wie schnell sich im Leben große Hoffnungen („ich geh nach Yale und werde die nächste Christiane Amanpour!“) in Normalo-Lebensrealitäten verwandeln (nach zehn Jahren im Journalismus bekommt man immer noch nur Quatsch-Aufträge wie Artikel über Warteschlangen? Ganz ehrlich, ich fühle Rorys Schmerz!).

Rory Gilmore ist sowas wie das entzauberte Spirit Animal aller Millennials: Mit überzogenen Erwartungen ins Erwachsenenleben gestartet, muss sie irgendwann einsehen, nicht für immer das golden child von Stars Hollow bleiben zu können. Da kann man mit Anfang, Mitte 30 schon mal in eine verfrühte Midlife-Crisis stürzen!

Und für alle, die Rorys Schicksal ein bisschen zu sehr auf sich beziehen, habe ich was vorbereitet. Mit folgendem Personality-Test (peak millennial journalism!) könnt Ihr herausfinden, wie viel Entitled Rory in Euch steckt. Zählt einfach mal mit, bei wie vielen Aussagen Ihr zustimmen würdet – die Auflösung findet Ihr ganz unten im Newsletter. Viel Spaß!

  1.  Dein Instagram-Feed ist voller Videos zum “Gifted Kid Syndrome”: Erwachsene, die mal als begabt galten, aber jetzt das Gefühl haben, ihr “Potential” nicht entfaltet zu haben und deshalb Marathon laufen müssen.

  2. Du kommst aus der Kleinstadt, hast immer vom Big City Life geträumt, bist aber inzwischen nur noch gestresst von MENSCHEN. Zum Glück hat deine Mutter dein altes Kinderzimmer im Kleinstadt-Einfamilienhaus im Originalzustand belassen, sodass du dich jederzeit zu Hause von einfach allem erholen kannst.

  3. Wenn du auf deine Dating-Historie zurückblickst, bist du dir ziemlich sicher, jede Ex-Liebe wieder für dich gewinnen zu können, wenn du dich nur mal wieder melden würdest.

  4. Manchmal setzt du dir einen Haarreif auf und träumst davon, noch mal zur Schule gehen zu dürfen; da gab’s einen Stundenplan, konkret definierte To-Dos und überhaupt war alles so klar.

  5. Du grübelst in schlaflosen Nächten darüber nach, an welchen Wendepunkten in deinem bisherigen Leben du möglicherweise falsch abgebogen bist: Hättest du den Heiratsantrag von deinem Uni-Boyfriend doch annehmen sollen? Wäre deine Karriere ohne Privatschuldruck anders verlaufen? Und hätte die Bemerkung von deinem ersten Boss, dass du für den Journalismus nicht gemacht bist, den Abzweig in einen “normalen” Beruf bedeuten können?

  6. Du rufst immer noch zuerst deine Mutter an, wenn bei der Arbeit jemand “gemein” zu dir war.

  7. Deine besten Freundinnen kennst du seit der Schulzeit. Selbstverständlich verzeihen sie dir, dass du nie Zeit für sie hast, schließlich warst du schon immer die ambitionierte Overachieverin, die sich nicht mit Nebensächlichkeiten wie den Problemen einer Kleinstadt-Freundin aufhalten konnte.

  8. Du denkst, dass du eine harte Jugend hattest, weil du mal die Schule wechseln musstest und dort nicht sofort nur Einsen geschrieben hast. Inzwischen hast du aber einen Therapieplatz gefunden, um dieses Trauma aufzuarbeiten.

  9. Du liebst es, über die Lebensentwürfe deiner Mitmenschen zu urteilen, kannst aber selbst extrem schlecht mit fremden Meinungen umgehen.

  10. Du erwartest selbstverständlich, dass du überall eine Führungsrolle übertragen bekommst, auch wenn du nichts dafür getan hast, weil es dir eigentlich zu stressig ist, Verantwortung zu übernehmen.

  11. Dein Job klingt auf nebulöse Art viel interessanter, als er wirklich ist, und du verfluchst dich innerlich dafür, dass du bei der Berufswahl Selbstverwirklichung höher als halbwegs verlässliche Karriereperspektiven bewertet hast.

  12. Die Spleens deiner Jugend machen noch immer deine ganze Persönlichkeit aus. In deiner Insta-Bio steht das:
    always thirsty

Die Test-Auflösung findet Ihr ganz unten im Newsletter!

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Smalltalk-Repertoire

Vom Goldlöckchen der Nation zum nervigen Alman-Onkel: Thomas Gottschalk hat sich vor einigen Jahren auf medialen Kreuzzug gegen, ich würde sagen, “wokeness im Allgemeinen” begeben.
Heißt: #metoo, Gendersprache, ein Empfinden für Alltagsrassismus – das sind alles Themen, an denen der 74-Jährige sich mit “darf man ja nicht mehr sagen, ich sag’s trotzdem”-Witzen abarbeitet. Jetzt durfte er, um sein neues Buch zu promoten, im “Spiegel” darüber schwadronieren, dass er lieber krank bliebe als sich in einer “Mohrenapotheke” erwischen zu lassen; und dass er Frauen in seiner TV-Karriere ja immer nur “rein dienstlich angefasst” hätte.
Ich frag mich: Gottschalk hat doch Kinder – können die ihrem Vater nicht mal erklären, wie peinlich seine “ich komm in der modernen Welt nicht mehr mit”-Vorträge sind?

Naomi Campbells Charity-Fail: Sie wollte Kindern helfen, nutzte Spendengelder aber lieber für Luxushotels und Zigaretten. Die “Süddeutsche Zeitung” hat die eigentlich unglaubliche Geschichte um Campbells Pseudo-Stiftung “Fashion for Relief” recherchiert: Nur 8,5 Prozent der eingesammelten Spenden-Millionen floss an wohltätige Zwecke.

Zu viel Rouge oder zu viel Botox in den Lippen: Man spricht neuerdings von “blindness”, also Blindheit fürs eigene Gesicht, wenn man sich im Spiegel nicht mehr richtig wahrnimmt. Botox-Exzesse rühren also meist daher, dass man vergisst, wie man “wirklich” mal aussah. Genaueres erklärt Desirée Ostland in diesem Artikel.

Wie fühlt sich ein Knoten in der Brust eigentlich an? Im Brustkrebsmonat Oktober möchte ich Euch gern auf die Videokampagne #TouchMyCancer aufmerksam machen, die die Selbsthilfe-Organisationen dasBuusenkollektiv und yeswecan!cer entwickelt haben. Im Film lassen Brustkrebspatientinnen andere Frauen ihren Tumor ertasten. Die Botschaft: Kümmert Euch um Eure Brüste und tastet Euch regelmäßig ab!

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Foto: Maiami

Das Lieblings-Stricklabel aller Berliner Mode-Aficionados feiert 20. Geburtstag: Kreativdirektorin Maike Dietrich gründete Maiami 2004 und entwirft seither ästhetisch anspruchsvolle Handstrick-Pieces aus Mohair und Kaschmir, die ihre Trägerinnen für immer begleiten sollen.
Coole Erfolgsgeschichte für Berlin als Modestandort: Aus Maikes One-Woman-Show ist ein international anerkanntes Label mit acht Mitarbeiterinnen im Atelier geworden; Maiami ist inzwischen in mehr als 200 Boutiquen weltweit zu finden.
Gut zu wissen: Die Einzelstücke werden in Europa unter fairen Arbeitsbedingungen von Hand gestrickt. Alle Infos zum Responsibility-Ansatz von Maiami und auch zur Herkunft der Wolle findet Ihr hier.
Du findest die Strickpieces von Maiami auch so schön? Die Jubiläumskollektion (s. Foto) und viele andere Teile könnt Ihr am 18. und 19. Oktober in einem Pop-up-Shop anprobieren, bewundern und erstehen. Adresse: Veteranenstraße 15, 10119 Berlin. Öffnungszeiten: Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr.

Binge-Alarm: Was Ihr diese Woche lesen, sehen, hören könnt

📚 Der absolute Gamechanger im Office: In ihrem “Büro-Bullshit”-Flipbuch veräppeln Pia Frey und Peter Wittkamp Büro-Denglisch und hohle Bürophrasen. Die Satzfetzen lassen sich wundervoll und immer wieder neu kombinieren ("Der agile Coach will mehr Ownership, so geht das nämlich mit 'thinking outside the box'!"). Perfektes Büro-Accessoire für alle, die gern “subtile” Botschaften an die Lieblingskolleg:innen senden.

🎧 Spannender Einblick in die amerikanische Polit-Kultur: Kamala Harris ist zu Gast im hypererfolgreichen Sex-und Celebrity-Podcast “Call her Daddy” und spricht mit Moderatorin Alex Cooper über ihre Karriere, ihre Mutter und ihren Gegner im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf. Politisches Hauptthema der Folge, sehr eindringlich dargestellt von Harris: die Debatte um Reproduktionsrechte.

📺 Bis dass der Tod Euch scheidet… und nicht das Gesetz: In der polnischen Netflix-Komödie “Scheidung” zieht ein Ex-Paar vors katholische Kirchengericht, um die längst geschiedene Ehe auch vor Gott aufheben zu lassen. Lustiger Film, der die katholische Kirche und die konservative polnische Gesellschaft aufs Korn nimmt. Trailer hier.

📣 SUNDAY DELIGHT Shoutout

“Zeigt euch solidarisch mit Frauen weltweit”: Schauspielerin Marie Buchard über den Kampf gegen Hunger

Marie Buchard. Foto: Valeria Mitelmann

750 Millionen Menschen weltweit gehen jeden Tag hungrig zu Bett; politische Krisen und der Klimawandel verschärfen die Situation zunehmend. Und gerade in Konfliktgebieten sind Frauen und Kinder besonders häufig von Hunger betroffen. Zum Welternährungstag am 16. Oktober lanciert die Non-Profit-Organisation Women for Women International Deutschland deshalb die Kampagne “Faminism: feminism fights famine”.
Die Botschaft: Geschlechtergleichstellung ist der Schlüssel im Kampf gegen Hunger – nur, wenn Frauen weltweit die wirtschaftliche und soziale Teilhabe ermöglicht wird, kann Hunger wirksam bekämpft werden. Unterstützt wird die Kampagne von prominenten Persönlichkeiten wie Schauspielerin und “WfWI”-Botschafterin Marie Buchard, die in SUNDAY DELIGHT die wichtigsten Infos zur Kampagne erklärt:

Was ist das Ziel der Kampagne?
Es geht darum, gezielt und nachhaltig in Frauen zu investieren. Women for Women International unterstützt Frauen in Krisengebieten dabei, soziale wie auch ökonomische Fähigkeiten zu entwickeln, um sich und ihren Familien eine bessere Zukunft aufzubauen. Frauen stärken, Hunger stillen!”

In Anbetracht der vielen weltweiten Krisen überkommt einen manchmal eine große Hoffnungslosigkeit. Wie vermeidet man das Gefühl, “eh nichts ausrichten zu können”?
Es wäre fatal, sich von Hoffnungslosigkeit lähmen zu lassen. Vermeintlich wenig zu tun, ist besser als gar nichts zu unternehmen. Wenn man mit Hilfe von FAMINISM auch nur einer Frau Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben kann, ist es schon eine ganze Menge und ein Schritt in die richtige Richtung.

Was kann man konkret tun, um zu unterstützen? 
Informiert Euch und zeigt euch solidarisch mit Frauen weltweit. Speziell für die FAMINISM Kampagne hat das Berliner Modelabel Lala Berlin sehr coole, exklusive Charity-T-Shirts entworfen, die man ab dem 16. Oktober online sowie in ausgewählten Geschäften kaufen kann. Der Erlös fließt direkt in die Arbeit von WfWI für konfliktbetroffene Frauen. Allgemein lohnt es sich sehr, sich auf der Homepage von WfWI über ihre mittlerweile seit 30 Jahren anhaltende Arbeit zu informieren und darüber, wie man Frauen in Krisengebieten helfen kann.” 

Du könntest ein Shoutout im Newsletter gebrauchen, um auf Deine (ehrenamtliche) Arbeit aufmerksam zu machen? Dann melde Dich gern via [email protected]!

WIE VIEL RORY STECKT IN DIR? Auflösung zum Personality-Test:

Season 1 Netflix GIF by Gilmore Girls

Gif by gilmoregirls on Giphy

Mehr als sieben Zustimmungen: Kann es sein, dass du diesen Text liest, während du in einem Yale-Sweatshirt auf dem Sofa hängst und Kaffee trinkst, den dir deine Mami gekocht hat? Let’s face it, Rory Gilmore ist deine fiktive Soul Sister: Kein TV-Charakter nervt dich mehr, weil du insgeheim weißt, dass du genauso lost bist wie sie. Dir ist immer alles in den Schoß gefallen und wenn es nach dir ginge, hätte das ruhig ewig so weitergehen können. Leider reicht dein Pretty Privilege im Erwachsenenleben nicht mehr aus, um forever stressfrei durch den Alltag zu surfen. Was nun? No worries: Du schaffsch es, du willsch es, du kannsch es – würde Percy alias Teddy Teclebrhan sagen (Motivationsvideo hier). PS: Liebe Amy Sherman-Palladino: Es wird Zeit für eine Midlife-Rory auf Netflix, die sich “gefunden” hat!

Vier bis sieben Zustimmungen: Dein Leben ist vielleicht nicht ganz so reibungslos und glanzvoll verlaufen, wie du dir das beim Abiball vorgestellt hast (den du selbstverständlich komplett albern fandest) – aber du hast dich damit abgefunden und arrangierst dich mit den leidigen Herausforderungen des Erwachsenenlebens. Beim Klassentreffen bist du die, von der hinterher alle sagen: “Sie wirkte etwas gestresst, aber voll cool, wie sie ihr Leben lebt.” Good for you!  

Drei Zustimmungen oder weniger: Du fragst dich, warum hier dauernd von Schneeflocken die Rede ist und bist der Ansicht, dass erwachsene Menschen einfach mal im Garten arbeiten sollten, anstatt dauernd über ihre Gefühlslage zu lamentieren? Dann bist du wahrscheinlich ü60 und solltest diesen Newsletter dringend an deine Kinder weiterleiten!

Ich hoffe, Dir hat diese Ausgabe von Sunday Delight Spaß gemacht! Wenn Dir der Newsletter gefällt, kannst Du meine Arbeit so unterstützen:

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Danke für Dein Vertrauen! Deine Julia

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